Im Holzbau haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Holzbauweisen entwickelt – über den weit verbreiteten und bekannten traditionellen Fachwerkbau bis hin zu modernen Holzhybridbauweisen. Jede Bauweise hat eigene Vorteile und Eigenarten und kann so entsprechend der Bauaufgabe eingesetzt werden.
Holz zeichnet sich durch hohe Festigkeit und Tragkraft bei vergleichsweise geringem Eigengewicht aus. Im Vergleich zu Häusern aus Ziegeln oder Beton sind Holzhäuser leicht und verbrauchen aufgrund geringerer Wandstärken weniger Grundfläche. Die für den Holzbau charakteristische Trockenbauweise ermöglicht nicht nur die unmittelbare Bezugsfertigkeit, sondern vereinfacht auch nachträgliche Ergänzungen an bestehenden Gebäuden.
Informieren Sie sich in den nächsten Abschnitten über die vielfältigen Holzbauweisen, Konstruktionsarten sowie Fertigungs- und Verarbeitungsmethoden. Alle nachfolgend beschriebenen Holzbauweisen können sowohl für hochwärmegedämmte und luftdichte Gebäudehüllen genutzt werden als auch tragende wie nichttragende Bauteile bilden.
Holzrahmenbau
Der Holzrahmenbau eignet sich als flexibles Holzbausystem zur Erstellung von ein- und mehrgeschossigenen Gebäuden , Dachaufstockungen und Anbauten. Beim Holzrahmenbau werden für das zu errichtende Gebäude Wände und Decken aus Holz vorproduziert. Die tragenden Elemente bestehen aus einem Holzrahmen aus vertikalen und horizontalen Balken, die über eine aussteifende Beplankung miteinander verbunden sind. Die unteren, horizontalen Balken heißen Schwellen oder Schwellhölzer, die vertikalen Balken Stiele oder Ständer. Die oberen, horizontalen Balken werden als Rähme oder Riegel bezeichnet. Im Holzrahmenbau werden die Zwischenräume der Wände immer vollständig mit Dämmstoffen ausgefüllt. Dies wird meist nach der Montage des Holzrahmens auf der Bodenplatte, also auf der Oberkante der Kellerdecke beim Rohbau ausgeführt. Die Innenseite der Holzrahmenwand wird meist mit OSB-Platten oder Gipsfaserplatten beplankt; die Außenseite mit Holzfaserplatten und der gewählten Fassadenkonstruktion. Die Innen- und Außenwandgestaltung ist individuell – beispielsweise kann auf den Innenwänden Lehmputz aufgebracht werden oder die Fassade mit großformatigen Holzplatten in verschiedenen Farbtönen verkleidet werden.
Holzrahmenbaukonstruktionen sind leistungsfähige Bauteile, die mit einem hohen Grad an werksmäßiger Vorfertigung hergestellt werden können. Je nach Kundenwunsch werden Holzrahmenbauwände in jedem denkbaren Ausbauschritt als Rohkonstruktion oder als oberflächenfertiges Bauteil mitsamt Fenstern auf die Baustelle geliefert.
Konstruktionen in Holzrahmenbauweise sind in nahezu allen erdenklichen Holzbauprojekten einsetzbar.
Holzmassivbau
Im Massivholzbau werden Wand-, Decken- oder Dachbauplatten aus Holz oder auch Holzwerkstoffen als flächige Tragwerkselemente in der Regel im Herstellerwerk passgenau vorgefertigt und auf der Baustelle montiert. Die Massivholzbauteile sind gleichzeitig Tragwerk und raumbildendes Element in einem. Sie werden in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt, sowohl als einschichtige wie auch mehrschichtige, gedübelte, genagelte oder kreuzweise verleimte Systeme. Bei den meisten Aufbauten wird die Dämmschicht von außen aufgebracht. Von innen werden die Platten entweder verkleidet oder können je nach Ausführung sichtbar bleiben. Heutzutage können Außenwandbauteile mit bis zu 20 Metern Länge hergestellt werden. Oftmals führen auch intelligente Kombinationen aus Massivholz und herkömmlichen Baumaterialien, wie Beton, Stahl und Glas zu wirtschaftlichen Hybridlösungen. Diese verbinden die Vorzüge traditioneller Materialien mit den Vorteilen der massiven Holzbauweise. Ein großer Vorteil ist beispielsweise das vergleichsweise geringe Gewicht von Massivholz. Buchstäblich zum Tragen kommt diese Stärke bei Gebäudeaufstockungen. Hier überzeugt Massivholz durch seine konstruktiven Möglichkeiten und durch die Tatsache, dass sein geringes Gewicht die Belastung auf das Gebäude nicht wesentlich erhöht.
Ähnlich wie der Holzrahmenbau eignet sich auch die Holzmassivbauweise für fast jede erdenkliche Bauaufgabe.
Holzhybridbauweisen
Hybridbau bedeutet, unterschiedliche Materialien miteinander zu kombinieren und so neue Eigenschaften zu erzielen, die durch den Einsatz einzelner Werkstoffe
nicht möglich wären. In den letzten Jahrzehnten sind einige neue Holzverbundsysteme entwickelt worden, die die Holzbaustoffe in neue Anwendungsbereiche bringen.
Durch Kombination einzelner Strukturen der vorgestellten Holzbauweisen können sich diverse Mischformen ergeben. Zum Beispiel lassen sich hochbelastete Strukturen in Brettsperrholz (Holzmassivbauweise) gut mit hochwärmegedämmten, leichten Strukturen in den Außenwandbauteilen (Holzrahmenbauweise) kombinieren. Eine Verbindung von Holzbauelementen mit Stahl- oder Fertigbetonelementen sind jederzeit möglich und führen zu äußerst leistungsstarken, flexiblen Konstruktionen. Exemplarisch ist hier der Holz-Beton-Verbundbau zu nennen. Geschossdecken in Holz-Beton-Verbundbauweisen stellen die für den Schallschutz benötigte Masse bereit und nutzen diese Massen zugleich nicht nur als „totes“ Gewicht, sondern auch für den Lastabtrag des Gebäudes.
Eine weitere Sonderform, die Holzelemente mit (vorhandenen) Stahlbeton-Skeletten kombiniert, wird bei der Sanierung von Geschossbauten eingesetzt. Hierbei wird die alte Fassade entweder gänzlich ersetzt oder aber mit einer Vorsatzschale in Holzbauweisen überbaut, um Gebäude energetisch aufzuwerten oder „von außen“ zu sanieren.
Der Anwendung von hybriden Bausystemen sind nahezu keine Grenzen gesetzt; beispielsweise können auf diese Weise mehrgeschossige Bauten mit hohem Holzanteil realisiert werden, indem die tragenden Bauteile und Treppenhäuser mit Stahlbeton umgesetzt und die raumbildenden Ausbauten als modulare Holzkonstruktionen eingesetzt werden.
Holzständerbau (Holzfachwerkbau oder Holzskelettbau)
Im Gegensatz zum Rahmen- und Holztafelbau sind beim Holzständerbau nicht ein Rahmen und die Verkleidung die tragenden Elemente, sondern allein das Ständerwerk mit Pfosten, Riegeln und diagonalen Streben zur Aussteifung trägt die Lasten des Hauses. Ein besonderes Merkmal ist hierbei, dass die Ständer das tragende System von der Gebäudeschwelle bis zum Dach bilden. Der Holzständer- oder Skelettbau ist also mit dem traditionellen Fachwerkbau eng verwandt.
Eine solche Konstruktion ermöglicht individuelle, kleinteilige Wandaufbauten, denn die Zwischenräume (sogenannte Gefache) des tragenden Gerüstes müssen nicht zwangsläufig massiv sein – es kann beispielsweise auch eine Verglasung in die Gefache eingebaut werden. Darüber hinaus sind fast alle Fassadenaufbauten denkbar – von der traditionellen Ausmauerung der Gefache mit Lehmziegeln über hochgedämmte Fassaden mit vorgesetzter Holzschalung bis hin zu modernen Fassadensystemen aus Verbundwerkstoffen ist alles möglich.
Die Holzständerbauweise ist bei eher kleineren bis mittelgroßen Bauvorhaben wie Einfamilienhäusern, Umbauten und Anbauten vorzufinden.