Kategorie
Sonstige
Sonstige
Das LWL-Freilichtmuseum Detmold am Fuße des Teutoburger Waldes ist das größte Freilichtmuseum Deutschlands. Auf rund 90 Hektar und mit etwa 120 historischen Gebäuden vermittelt es Einblicke in die Entwicklung und den Wandel der Kulturgeschichte Westfalens. Mit mehr als 200.000 Besuchern im Jahr stellt es das besucherstärkste Museum in OWL dar.
Rund 5.000 Quadratmeter BGF wird das neue Gebäude umfassen und neben einem 900 Quadratmeter großem Ausstellungssaal Platz für museumspädagogische Programme, einen Shop und Gastronomie bieten. LWL-Direktor Matthias Löb zeigte sich begeistert vom Wettbewerbsergebnis: "Das von ACMS konzipierte Ausstellungsgebäude wäre eine besonders wichtige Investition in die Zukunft des Museums." Das LWL-Freilichtmuseum will gesellschaftlich und ökologisch relevante Themen präsentieren. "Daher freue ich mich, dass das Büro ACMS auch für unsere Zielsetzung, einen ökologisch intelligenten Neubau zu errichten, der mit möglichst wenig Energie auskommt, clevere Lösungsvorschläge gemacht hat."
Maßgebende Konstruktions- und Ausbaubereiche werden in Holz nach den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens ausgeführt. Darüber hinaus sollen recycelte Materialien verwendet werden. Insgesamt haben 110 Architektur-Büros eine Wettbewerbsbewerbung eingereicht. In einem Auswahlverfahren wurden 25 Teilnehmer ermittelt, 21 Arbeiten sind letztendlich eingegangen und wurden vom Preisgericht bewertet. Der Entwurf von ACMS Architekten in Zusammenarbeit mit FSWLA Landschaftsarchitektur wurde im November 2018 mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Neue Generation eines CO2-neutralen Museumsbaus im LWL-Freilichtmuseum Detmold.
Aufgrund der klimatisch-konservatorisch hohen Anforderungen steht die Erschließung energetischer Potenziale bei der Errichtung und dem Betrieb von Museumsbauten bisher wenig im Fokus. Das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude des LWL-Freilichtmuseums Detmold ist einer der ersten Museumsbauten mit einem ganzheitlichen und nachhaltigen ökologischen Konzept. Es soll ein in jeder Hinsicht herausragendes Gebäude für die Baukultur in Deutschland entstehen.
Die konsequente Verwendung nachwachsender oder recyclierter Rohstoffe wie Holz, Lehm und ökologische Betone sowie eine intelligente Gebäudestruktur und Gebäudekonstruktion sind dahingehend optimiert, dass die anlagentechnische Unterstützung ohne Einschränkung des klimatisch-konservatorischen Standards minimiert werden kann.
Die Tektonik des Holz- und Lehmbaus im digitalen Zeitalter.
Die drei Baukörper des skulpturalen Gebäude-Ensembles fügen sich harmonisch und sensibel in die Landschaft des Teutoburger Waldes ein. Regionales Holz spielt als Baumaterial eine zentrale Rolle. In Rückbesinnung auf traditionelle Baustoffe und Konstruktionen wird untersucht, wie das Bauen im digitalen Zeitalter unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus weiter energie- und ressourcenoptimiert werden kann. Dies beinhaltet leimfreie Holzbaustoffe ebenso wie stahlfreie Holzverbindungen. Traditionelle Zimmermannsknoten werden mit Hilfe digitaler Bautechnologien als Holz-Holz-Verbindungen mit CAD, CAM, CNC und Robotik übersetzt. Lösbare Verbindungen ermöglichen zudem eine optimierte Einbindung der Holzbauweise in die Kreislaufwirtschaft. In diesem Zusammenhang wird an Datenbanken zur Erfassung großformatiger Holzbaustoffe und Holzbauten mit dem Ziel systematischer Weiternutzung am Ende des Gebäudebestands geforscht.
Ein Haus aus nachwachsenden Rohstoffen und die Auswirkungen auf das Raumklima.
Mit der Absicht, ein CO2-neutrales Gebäude zu realisieren - auch unter Berücksichtigung der Primärenergie der Baustoffherstellung - werden im Wesentlichen traditionelle, emissionsfreie bzw. -arme Baustoffe gewählt. Die Tragkonstruktion aus regionalem Holz wird dabei durch tragende Wände aus Stampflehm ergänzt, die zu 90% aus dem örtlichen Baugrubenaushub bestehen. Damit ist die Primärkonstruktion vollständig recyclebar und wird durch Ausbauelemente aus nachwachsenden Rohstoffen (u.a. Lehm-Leichtbauplatten, Holzfaserdämmstoffe) ergänzt. Im Rahmen detaillierter thermo-hygrischer Simulationen wird die Baustoffwahl bzgl. der raumklimatischen Anforderungen nach dem anspruchsvollen ASHRAE-A-Standard nachgewiesen. Klima-konservatorisch wird der Holz-Leichtbau durch die Stampflehmwände mit ihrer thermisch-hygrischen Sorptionsfähigkeit optimal ergänzt. Auf Grund der Hanglage des Gebäudes werden erdberührte Bauteile sinnfällig in Stahlbeton ausgebildet. Zur Optimierung der Ökobilanz der Gesamtkonstruktion wird im Rahmen eines Forschungsprojekts die Verwendung von Beton mit reduzierter CO2-Emission, wie klinkerfreier Beton oder Beton aus Zementen bzw. hochhydraulischen Kalken mit reduzierter Sintertemperatur, geprüft.
Förderung des gesellschaftlichen Diskurses im Museum der Zukunft
Wesentliche Aufgabe des Museumsneubaus ist die didaktische Vermittlung bauökologischer Zusammenhänge im historischen Kontext des Freilichtmuseums. Die Umweltbelastung durch das gegenwärtige Bauen wird im Bezug zu traditionellen Bauweisen erlebbar gemacht. Das Museumsgebäude selbst wird so zum Anschauungsobjekt zukünftigen Bauens. Die Planung, Evaluation und Dokumentation wird über ein zweistufiges Forschungsprojekt mit dem Titel "Sustainable Museum" durch die renommierte Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert. Dies sichert die Übertragbarkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf bestehende und zukünftige Museumsgebäude. Als wichtiger Baustein der Kulturlandschaft in Ostwestfalen-Lippe wird das Projekt zudem im Rahmen der Städtebauförderung und der REGIONALE 2022 mit dem Titel "UrbanLand" gefördert.
Ökobilanz
Basis des, in seiner Lebenszyklusbetrachtung CO2-neutralen Gebäudes, ist die Wahl primärenergiearmer, recyclebarer Baustoffe. Bis auf die erdberührten Bauteile kommt das Museum ohne Gips- und Zementbaustoffe aus. Das Energiekonzept mit den hohen klimakonservatorischen Anforderungen eines Museums basiert auf einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und passiver Zulufttemperierung über Erdkanäle und eine adiabate Kühlung mit Regenwasser. Bedarfsabhängig erfolgt eine geothermisch gespeiste Bauteilaktivierung der Stampflehmwände. Die Stromversorgung der Wärmepumpen wird durch eine 3.300 m2 große Photovoltaik-Anlage auf der skulptural gefalteten Dachlandschaft der drei Gebäude gespeist. Ein sich durch künstliche Intelligenz fortwährend selbstoptimierendes Energiemanagement modelliert unter Berücksichtigung vielfältiger Klima- und Betriebsparameter die Energieflüsse der gesamten Liegenschaft. Sämtliche Maßnahmen der Ressourcen- und Energieoptimierung werden im Rahmen der Forschungsbegleitung interdisziplinär identifiziert, quantifiziert und bewertet. Eine ganzheitliche Kostenbetrachtung untersucht die mittel- und langfristigen Mehrwerte für diese Bauaufgabe, um so übertragbare, sinnvolle und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen.
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster
ACMS Architekten GmbH, Wuppertal
Detmold, Deutschland
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Mapbox. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen