Zukunftsraum - Neubau Campuserweiterung Universität Witten/Herdecke

Die Privatuniversität Witten/Herdecke im südlichen Ruhrgebiet hat sich zur Aufgabe gemacht, Studierenden Fragen von Kultur und Moral, Umgang mit Natur und Produktionsprozessen erarbeiten zu lassen. Es geht um Beziehungen zwischen Menschen. Vielleicht als Reaktion darauf wollten viele von ihnen auch am zentralen Neubau mitarbeiten, entwickelten Ideen für Anordnung der Räume, fragte nach verwendeten Materialien. Die Hochschule entschied sich für einen Holzbau. Holz bindet Kohlendioxid, leistet einen Beitrag zur Dekabonisierung.
Der Bau hat viele Aufgaben, muss sie gleichzeitig erfüllen: Zwischen bereits länger bestehenden, sehr unterschiedlichen Gebäuden ist er Bindeglied und eigenständige Campus-Mitte, in ihm ist die zweigeschossige Bibliothek untergebracht. Außerdem Seminar- und Arbeitsräume.
Räume werden gleichzeitig, oder aufeinander folgend für unterschiedliche Funktionen genutzt; neben Stille und Konzentration siedeln Diskussion und Entspannung, neben Teamarbeit Studium in Klausur. Viele Parteien müssen kurze Wege aus unterschiedlichen Zonen finden, in anderen Gebäudeteilen soll hektischer Durchgangsverkehr vermieden werden. Um all das zu ermöglichen, haben die Architekt*innen das gesamte Gebäude in ein quadratisches Raster unterteilt, so bleibt die Kubatur einerseits kompakt, andererseits können sich Räume ausdehnen oder zusammenziehen. Funktionen werden einander zugeordnet oder getrennt, die Dinge bleiben übersichtlich.
Nach Süden verschränkt sich das Gebäude mit Hang und Park, zur Straße im Norden ist ein neuer Platz entstanden: Ein weites Rechteck wird zur Hälfte vom Neubau eingefasst, zum Platz öffnet sich der große Vorlesungs- und Tagungssaal mit einer Fensterfront und ein Café mit Terrasse. Von hier können wir hinter der Glasfassade des zentralen Eingangs die weite Wendeltreppe sehen, über die erreichen Studierende und Lehrende das Obergeschoss. Sie ist Teil des zentralen Gangs, der sogenannten Aorta, der nicht nur Gebäudeteile erschließt, sondern auch Nischen zum Arbeiten bereithält, Sitzgruppen zur Diskussion.
An der Fassade wie auch innen ist das Material erlebbar: Das offene Tragwerk, Wände und Decken sind aus Holz, viel Tageslicht fällt durch große Fenster. Zum Park springen Teile der Fassade zurück, öffnen Dachterrassen. Selbstverständlich gibt es eine Bushaltestelle direkt vor dem Campus – und wer mit dem Rad kommt, kann es in der überdachten Fahrradgarage unterstellen. Klare Bausteine für eine klimafreundliche Zukunft.